Gockels radikaler *Wallenstein* an den Münchner Kammerspielen: Geschichte trifft auf moderne Kriegsbilder

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Zwei Personen spielen Schach an einem Tisch mit Münzen in einem großen Saal, mit Vorhängen, Plakaten, einem Fenster und einem Kalender an der Wand.

Gockels radikaler *Wallenstein* an den Münchner Kammerspielen: Geschichte trifft auf moderne Kriegsbilder

Jan-Christoph Gockel inszeniert Friedrich von Schillers Wallenstein an den Münchner Kammerspielen – ein kühnes Experiment zwischen Geschichte, Politik und Technik

Jan-Christoph Gockel hat mit seiner Neuinterpretation von Friedrich Schillers Wallenstein an den Münchner Kammerspielen Maßstäbe gesetzt. Die Inszenierung verwebt historisches Drama mit aktuellen Bezügen – von Recherchen über russische Wagner-Söldner bis hin zu einer beeindruckenden mechanischen Konstruktion für den Schauspieler Samuel Koch. Diese ambitionierte Produktion verbindet Theater, Politik und Technologie auf unerwartete Weise.

Der Abend begann mit einer Lecture-Performance des russischen Künstlers und Regisseurs Serge. Er führte das Publikum an Jewgeni Prigoschin heran – bekannt als "Putins Koch" – indem er mit einem Harry-Potter-Zauber Angst in schwarzen Humor verwandelte. Es folgten Lesungen aus Okunevs Recherchen über Wagner-Kämpfer, präsentiert im Stil des experimentellen Theaters Heiner Müllers.

Gockels Wallenstein verschmilzt Geschichte, Technologie und gegenwärtige Konflikte zu einem einzigen provokanten Erlebnis. Der Einsatz von Kochs mechanischem Apparat und die Verknüpfung von Prigoschins Geschichte mit Schillers Text markieren einen radikalen Bruch mit traditionellen Inszenierungen. Die Produktion hinterlässt beim Publikum eine beklemmende Mahnung: wie schnell Macht und Krieg außer Kontrolle geraten können.