Streit um Hochgeschwindigkeitsstrecke: Klimabewegung gespalten über Bahn-Projekt

Admin User
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Ein Zug auf Eisenbahnschienen mit Autos, Strommasten, Bäumen und einem Himmel im Hintergrund.

Streit um Hochgeschwindigkeitsstrecke: Klimabewegung gespalten über Bahn-Projekt

Klimadebatte in Deutschland: Alt gegen Jung, Stadt gegen Land

Teaser: Mit ihrer Forderung nach einer neuen Hochgeschwindigkeitsbahn sieht sich Fridays for Future (FFF) selbst innerhalb der Umwelt- und Klimabewegung mit viel Unverständnis konfrontiert.

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Innerhalb der deutschen Umweltbewegung hat sich ein tiefer Graben aufgetan – ausgelöst durch die Pläne für eine neue Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Hamburg und Hannover. Während Fridays for Future (FFF) das Projekt unterstützt, stoßen die jungen Aktivist:innen damit auf Widerstand etablierter Verbände wie NABU und BUND, die stattdessen für den Ausbau der bestehenden Trassen plädieren. Der Streit offenbart nicht nur generationenübergreifende Konflikte, sondern auch unterschiedliche Strategien: Die Jüngeren fordern radikale Veränderungen, die älteren Organisationen setzen auf schrittweise Reformen.

Die Auseinandersetzung spitzte sich zu, als Eckehard Niemann, BUND-Mitglied und Berater im Alpha-E-Projekt, auf einer FFF-Demonstration in Lüneburg Flugblätter verteilte. Darin argumentierte er gegen die Neubaustrecke und betonte, dass das ursprüngliche Alpha-E-Konzept – die Modernisierung der bestehenden Infrastruktur – weniger Umweltschäden verursachen und besser dem öffentlichen Interesse dienen würde. Die Deutsche Bahn sowie mehrere Städte halten die neue Trasse in der Nähe der A7 jedoch für unverzichtbar, um den künftigen Fahrgastbedarf zu decken – obwohl Alpha-E nach wie vor bundespolitische Priorität genießt.

Der lokale Grünen-Politiker Dietrich Wiedemann kritisierte Teile seiner eigenen Partei dafür, den Alpha-E-Konsens aufgegeben zu haben. Er warnte, dass die Haltung von FFF den falschen Eindruck erwecke, die Entscheidung der Deutschen Bahn diene allein dem Klimaschutz – dabei spielten auch wirtschaftliche Interessen eine zentrale Rolle. Unterdessen mischte sich der pensionierte Eisenbahningenieur Dr. Rudolf Breimeier mit einer scharfen Erwiderung auf Niemanns Flugblatt in die Debatte ein und vertiefte so die Spannungen zwischen der Jugendbewegung und den erfahrenen Umweltschützern.

FFF wirft zudem dem SPD-Politiker Lars Klingbeil vor, einen echten Dialog mit jungen Aktivist:innen zu verweigern. Die Gruppe behauptet, er gehe nicht nur ihnen, sondern auch lokalen Bürgerinitiativen und Naturschutzverbänden aus dem Weg, die in das Alpha-E-Projekt eingebunden sind. Trotz der Reibereien signalisieren kleinere Gruppen wie Unsynn weiterhin Gesprächsbereitschaft: Ein Sprecher kündigte an, man werde bald eine offizielle Stellungnahme zur Position der Klimabewegung veröffentlichen.

Im Kern des Streits steht ein grundsätzlicher Dissens: FFF setzt auf radikale, transformative Lösungen, während die älteren Verbände auf schrittweise Verbesserungen drängen. Die Spaltung spiegelt auch den Stadt-Land-Graben wider – junge, städtische Aktivist:innen stehen oft im Konflikt mit ländlichen Gemeinden, die Großprojekte skeptisch betrachten.

Die regionale Umweltbewegung bleibt indes geschlossen gegen die Neubaustrecke und pocht auf sofortige Modernisierungen im Rahmen von Alpha-E. Kritiker:innen argumentieren, diese Variante minimiere Landschaftsverbrauch und erfülle dennoch die Verkehrsbedürfnisse. Doch mit der Deutschen Bahn und wichtigen Städten als Befürworter der Neubautrasse wird die Debatte weitergehen – und zeigt, wie schwer es ist, Klimaziele, Infrastrukturansprüche und generationenübergreifende Prioritäten unter einen Hut zu bringen.